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Technische Analyse

 

Die Technische Analyse der Finanzmärkte beschäftigt sich mit der Untersuchung von Marktbewegungen, um bestehende Kurstrends zu eruieren und zukünftige Kurstrends vorherzusagen. Primär wird hierfür auf Charts zurückgegriffen. Daneben spielen unter anderem das Handelsvolumen, mathematisch konstruierte technische Indikatoren (Oszillatoren und Trendfolger), zyklische Erwägungen/Saisonalität, Sentiment-Erhebungen und die Marktstruktur eine wichtige Rolle.

Die Gesamtschau der einzelnen Mosaiksteine ergibt – je nach Marktlage – ein Bild, das die Prognose der zu erwartenden weiteren Entwicklung ermöglicht. Dabei handelt es sich am Ende immer um Aussagen über Wahrscheinlichkeiten. Sicher ist aufgrund der vielen beeinflussenden und teils unbekannten Variablen am Ende nichts. Auch die Technische Analyse kann ein Erdbeben nicht voraussagen. Doch gibt sie einem ein mächtiges Werkzeug an die Hand, das der Erfahrung nach allen anderen prognostischen Methoden (insbesondere Makro- und Mikroanalyse) weit überlegen ist. Zur weiteren Effizienzsteigerung können selbstverständlich auch die fundamentalen Faktoren mit in die Erwägungen einfließen. Doch sind diese in der Regel in liquiden Märkten den Marktteilnehmern bereits bekannt, so dass diese bekannten – da frei zugänglichen – Informationen in den aktuellen Kursen eskomptiert sind. Kommt es zur Veröffentlichung von kursrelevanten Informationen, die dem Markt noch nicht bekannt waren, erfolgt ein Kurssprung, der sich oft innerhalb weniger Sekunden abspielt (und daher kaum handelbar ist). Nur ein Insider, der die entsprechenden Informationen im Vorfeld vorliegen hatte, hätte diese der Allgemeinheit unbekannte fundamentale Information ausnutzen können. Dies ist jedoch illegal und wird bei Entdeckung mit mehrjährigen Haftstrafen bedroht. Daher bleibt nur das Studium der Kurse selbst, die die zugrunde liegenden fundamentalen Kräfte widerspiegeln und oft auch das Handeln der Insider im Vorfeld offenbaren.

Einfach zusammengefasst, glaubt der Techniker, dass alles, was möglicherweise die Kurse beeinflussen kann – fundamental, politisch, psychologisch oder sonst wie, durch den aktuellen Marktpreis reflektiert wird (siehe Murphy: „Technische Analyse der Finanzmärkte“). Eine weitere wichtige Annahme der Technischen Analyse lautet, dass sich Kurse in Trends bewegen. Diese Trends haben die Tendenz (ähnlich der Körper in der Newton’schen Mechanik) bestehen zu bleiben. Im angelsächsischen Raum hat sich der Spruch „The trend is your friend, until its end“ etabliert. Die Aufgabe des technisch orientierten Traders ist es, einen sich entwickelnden Trend in der Frühphase der Entstehung zu identifizieren, um dann trendkonform Positionen aufzubauen, bis der Trend sich umkehrt. Solange der Trend besteht, wird der Trendfortsetzung eine höhere Wahrscheinlichkeit zugesprochen, als einer Trendumkehr. Die Etablierung von Trends, Unterbrechungen des Trends und Umkehrungen des Trends, wurzeln in der menschlichen Psychologie. Da sich diese im Lauf der Jahrhunderte nicht verändert hat (Stichworte: Herdenverhalten, Gier, Angst), konnten sich wiederholende Muster (Formationen) in den Preiskurven identifiziert werden. Da diese Formationen in der Vergangenheit verlässlich waren, unterstellt der technische Trader, dass sie auch in der Zukunft funktionieren werden und entwickelt daraus Handelsstrategien. Dabei ist ein gewisses Maß an Flexibilität nötig, da sich die Vergangenheit selten hundertprozentig wiederholt, sondern sich nur stark ähnelt („History doesn’t repeat itself, but it does rhyme“, Mark Twain). Hier eröffnet sich Interpretationsspielraum im Sinne der Fuzzylogik, an deren Herausforderungen computerisierte Handelssysteme oder Backtests häufig scheitern.